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Seit 2025 befindet sich die vom Künstler Aldo Walker hinterlassene Bibliothek aus vorwiegend kunsttheoretischen Publikationen in der Kunstbibliothek der Stiftung Sitterwerk.
Der Luzerner Künstler Aldo Walker (1938-2000) zählt zu den interessantesten Figuren der Schweizer Kunstszene des ausgehenden 20. Jahrhunderts. 1969 war er an Harald Szeemanns legendärer Ausstellung «When attitudes become form» in der Kunsthalle Bern beteiligt, die im Jahr nach den Studentenunruhen die Prozesshaftigkeit der amerikanischen und europäischen Nachkriegskunst thematisierte. Zusammen mit John M Armleder vertrat er 1986 die Schweiz auf der Biennale von Venedig. 1987 wurde ihm der Kunstpreis der Stadt Luzern verliehen. Im Helmhaus Zürich kuratierte er 1989 die aussergewöhnliche Ausstellung «Lettre d’images par Aldo Walker». Das Buch und die damals aktuellen kunsttheoretischen Debatten spielten für sein Schaffen eine zentrale Rolle. 1987-1998 lehrte Aldo Walker an der Höheren Schule für Gestaltung in Zürich. Er unterrichtete Theorie und Praxis der visuellen Kommunikation und Zeichnen. Aldo Walker hinterliess ein bis zuletzt experimentelles und stets mit den Grenzen der Kunst befasstes Werk, zu dem auch kunsttheoretische Schriften gehören.
Vom 10. März bis am 28. Mai 2006 war im Kunstmuseum Luzern die Retrospektive «Kunst überfordern - Aldo Walker» zu sehen. In der Edition Fink (Zürich) veröffentlichte ich zu der von mir kuratierten Werkschau die Monographie Aldo Walker (1938-2000): Geschichte und Lektüre seiner Kunst. Neben frühen Konzeptarbeiten umfasste die Ausstellung Objekte und Schriftbilder der 1970er-Jahre sowie Gemälde aus den beiden letzten Lebensjahrzehnten. Das Verhältnis der Kunst zu lebensweltlichen Fragen hat in seinem Werk einen hohen Stellenwert. Walker untersuchte beispielsweise, wie systematisch Kunst zu sein hat, um als solche wahrgenommen zu werden, und umgekehrt, wie man als Künstler der Gefahr der Hermetik entgehen kann. Jeder Kunstvorschlag, schreibt Aldo Walker in einem seiner Texte, sei an die Zeit seiner Geburt gebunden. In seinem Fall sind es die späten 1960er-Jahre, eine Zeit, in der die Künstler:innen die individuelle Autorschaft in Frage stellen und damit auch die Vorstellung, ein Kunstwerk sei das Produkt einer individuellen Tätigkeit. Während der Vorbereitung der Werkschau wurde sein letztes Atelier aufgelöst. Ich sichtete den schriftlichen Nachlass des Künstlers, suchte ein Archiv für dessen Unterbringung und übernahm von der Familie seine Bibliothek, um sie für die Forschung zu erhalten. Wir stempelten alle Publikationen aus seinem Nachlass mit «Ex Libris Aldo Walker (1938-2000)». Seine persönlichen Papiere, Manuskripte und Konzeptarbeiten sind heute im Kunstarchiv des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft in Zürich zugänglich. Mit der Kunstbibliothek der Stiftung Sitterwerk fand sich nun der ideale Ort für den vom Künstler hinterlassenen Buchbestand. Ein Bestandsverzeichnis der Publikationen aus dem Nachlass von Aldo Walker ist hier digital und vor Ort in der Kunstbibliothek einsehbar.